Sebastian Bieniek Über hans heiner Buhr
Titel: Hans ist Hans
„Ich bin Hans“, sagt Hans-Heiner Buhr, wenn er seine Kunst erklären soll und ich weiß ganz genau was er damit meint. Er meint: Freund, ich bin ein Freund und er meint damit dass er genau das macht was Freunde so machen, nämlich Abenteuer erleben, Grenzen überwinden, reisen, unterwegs sein, mutig sein, Mutproben immer wieder ablegen, guten Wein trinken, schönen Frauen hinterhersehen und vor allem spielen. Von mit den Tieren in der Natur spielen, über mit Farben auf der Leinwand spielen, bis hin zu „in den neuen virtuellen Räumen des Internets“ um sehr viel Geld und eine neue Definition dessen was die Kunst vor morgen werden soll spielen.
Da Hans mehr der Freund der Freundschaft willen als der Spieler um des Spieles willen ist, braucht er das Gegenüber mit dem er spielen und in dem er sich spiegeln kann.
Egal wo Hans-Heiner geht, er hat dort auch einen Freund. Er hat Freunde mit denen er malt, mit denen er NFTs sammelt, mit denen er guten Wein trinkt und über Kunst, Gott und die Welt diskutiert, und früher hatte er Freunde mit denen er Indianer gespielt, sich als Indianer verkleidet hatte, denn Hans-Heiner Buhr will mit seinen Freunden das machen was man mit Freunden macht, was die Freunde verbindet, nämlich die Grenzen überwinden, und weiter, immer weiter in das Neue und Unbekannte hineingehen.
Als junger Kunststudent hat er - ohne die Sprache zu kennen - sobald sich die Möglichkeit bot, die Begrenztheit der damligen DDR überwunden und ist nach Amsterdam gegangen um dort die Kunst zu studieren. Später hat er selbst das gute alte Europa überwunden und ist in das noch ältere und vor allem schönere Georgien gegangen um dort sein Glück und Familie zu finden.
Tja, man kann so einiges Hans-Heiner nachsagen, aber nicht dass er nicht mutig ist. Hans-Heiner ist nicht nur mutig sondern er geht immer durch und mit Hilfe seines Mutes, wie ein Pionier, der nach vorne und in die Zukunft schaut, weiter.
Links und rechts von ihm ziehen Landschaften, Berge, Flüsse, Grenzen, Menschen, Städte, immer wieder neue und alte Freunde, machmal sogar Kriege vorbei aber er geht dennoch weiter, immer weiter, weil er ein Optimist sein will, denn er ist klug um zu wissen, dass er keine andere Wahl hat als ein Optimist zu sein.
Dabei sind die Bilder die er malt, wie seine Spur oder der Schatten, den er auf seinem Weg hinterlässt. Ein bisschen hat man den Eindruck dass seine Bilder sein Blick auf sich selbst und seine Begleiter sind. Oft gekennzeichnet durch die deutsche romantische Perspektive des Blickes von hinten auf die Hauptfigur. Des Blickes der sagt, dass nicht der Bildbetrachter etwas erlebt sondern die Person auf dem Bild. Etwas das man nicht sehen kann und das deshalb, von dem Schleier eines Geheimnisses eingehüllt, umso mystischer und geheimnisvoller ist.
Manche Bilder von Hans erinnern gar an die 40 Tausend Jahre alten Höhlenmalereien. Wir sehen wie dort auf seinen Gemälden Tiere, Pferde, Reiter, bewaffnete Reiter, die doch nichts anders sind als Jäger. Vertreter eines uralten Archetypes, vielleicht des ältesten Archetypes des Mannes, die wie durch ein Wunder es in die Moderne geschafft haben, um plötzlich mit Ungetümen der Welt von heute konfrontiert zu werden, wie Panzern, dem Internet, brennenden oder zerstörten Häusern, und die irgendwie sagen wollen: ich schaffe es auch hier, aber sehne mich nach dem Hund der sich an mein Bein schmiegt, dem Vogel der den Himmel ziert, dem Lagerfeuer das mich wärmt, der Frau an meiner Seite in der Nacht die mich liebt und dem Freund an meinem Tisch am Tag der mir erzählt, dass es noch sehr viel mehr in dieser Welt zu entdecken gibt. Und wer weiß ob nicht Hans aus dem selben Grund aus dem schon vor 40 Tausend Jahren gemalt wurde malt.
Formell könnte man schon sagen dass die Malerei von Hans-Heiner Buhr von kräftigen Farben dominiert ist. Saftig und eindringlich springen sie dem Betrachter ins Auge. Es gibt sicherlich Einflüsse des Expressionismus, aber auch der Bohème, der Vorstellung des Künstler, dass er ein Auserwählter ist, der ein Leben voller Intensität und Abenteuer leben darf und der immer dort ist, wo es brennt, wo das Lagerfeuer des hier und jetzt auf das eigene Leben, das eigene ich trifft.
Ich glaube dass dieses Lagerfeuer für Hans seine Malerei ist und ich glaube dass sie es ist, die nicht seinen Körper sondern auch seine Seele wärmt, wie sie es vermutlich schon damals vor 40 Tausend Jahren getan hatte und dass Hans-Heiner die Figur die immer weiter zieht auf seinen Bildern ist.
Sebastian Bieniek, 2024
Sebastian Bieniek, 2024

HANS Heiner Buhr by Guranda Anchkhabadze – Tbilisi 2016

HANS Heiner Buhr 2023 zu Besuch im Atelier von Sebastian Bieniek